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Swiss School of Tourism and Hospitality

«Erleben Sie das über 100jährige Schulhotel» wird man auf der Homepage der EHL/SSTH Swiss School of Tourism and Hospitality aufgefordert.

 

Gespannt auf dieses «Erlebnis» fahre ich also am 24. Oktober 2017 Richtung Passugg, um bei unserem Ausbildungs-Partner einen Schulbesuch in der Klasse «Young-Talent Traineeship» (ehem. YTT) zu absolvieren.

In der abgeschiedenen Graubündner Bergwelt halte ich schliesslich vor dem imposanten Schulhotel der EHL/SSTH Swiss School of Tourism and Hospitality, einem über 100jährigen traditionsreichen Kurhaus.

Ehrfürchtig trete ich in die grosszügige Empfangshalle, wo ich an der Rezeption herzlich von der Schulleiterin für berufliche Grundbildung, Beatrice Schweighauser, empfangen werde.

 

 

«Ich fühle mich ein wenig
«underdressed» und gar nicht
wie auf Schulbesuch.»

Sie stellt mich dem ersten Dozenten der YTT-Klasse vor, Mike Piller, den ich heute Morgen bei seiner Arbeit begleiten darf. Erwartungsvoll folge ich ihm ins Klassenzimmer. Unterwegs begegnen uns junge Menschen in Anzügen und Kostümen, die sich angeregt in Englisch unterhalten; Studenten, wie ich erfahre. Ich fühle mich ein wenig «underdressed» und gar nicht wie auf Schulbesuch. Mike Piller stoppt bei der Bar, die diesen Sommer neugestaltet wurde und als Treffpunkt im Schulhotel für Studierende und Lehrer rege benutzt wird. Hier fragt er mich, was ich trinken möchte. Kaffee crème, Espresso, Latte Macchiato, Cappuccino oder lieber selbstgemachten Eistee? Ich entscheide mich für einen Cappuccino, den eine junge Taiwanesin für mich zubereitet. Herr Piller erklärt ihr den Unterschied zwischen Cappuccino und Latte Macchiato. Erst jetzt realisiere ich, dass wir uns schon mitten im Unterricht befinden und die Bar für die YTT Gruppe heute Vormittag als Klassenzimmer dient. Die Studierenden geben unter Anleitung ihres Dozenten v.a. in den Pausen, wenn hier grosser Andrang herrscht, Getränke aus, räumen Geschirr ab, füllen alles auf und kassieren ein. Alle Studierende und Lehrpersonen haben eine Karte mit Guthaben, von der die Konsumationen an der Kasse abgebucht werden.

 

Herr Mettler und Herr Piller instruieren die Studierenden (@Fotos SSTH)

 

Während der Arbeit erzählt mir Herr Piller, dass die Studierenden des YTT alle aus dem Ausland kommen und an der SSTH Swiss School of Tourism and Hospitality in Passugg einen HF-Diplomlehrgang zum Dipl. Hôtelier-Restaurateur absolvieren möchten. Da sie noch keine Berufserfahrung in der Hotellerie/Gastronomie und keine Deutschkenntnisse mitbringen, können sie nicht direkt mit dem dreijährigen HF-Lehrgang beginnen. Im YTT werden sie auf diese Ausbildung vorbereitet, indem sie während fünf Monaten im Schulhotel sehr praxisorientiert die Basis in den Bereichen Küche, Service und Housekeeping lernen. Zusätzlich besuchen sie jeden Nachmittag Deutschunterricht.

Anschliessend vertiefen sie in einem sieben monatigen Praktikum in einem Hotelbetrieb in der Schweiz ihre erworbenen Kenntnisse.

Am Mittag lerne ich Patrick Mettler kennen, der eine Gruppe der YTT Klasse im Service unterrichtet. Hier sind die Studierenden hauptsächlich im Selbstbedienungsbereich tätig. Dazu gehören auch Reinigungsarbeiten bevor das Buffet angerichtet wird. Zwischendurch instruiert Herr Mettler die Studierenden, wie sie einen Tisch korrekt vorbereiten und auf was sie im Service achten müssen. Das wird dann 1:1 im Schulhotel geübt.

Alle Studierenden und Mitarbeiter der SSTH Swiss School of Tourism and Hospitality essen im Schulhotel. Neben dem Selbstbedienungsteil gibt es noch ein Bistro, ein à-la-carte-Restaurant und ein klassisches Restaurant. Überall wird man von Studierenden bedient, die im Rahmen ihrer Ausbildung im Service arbeiten. Zu jedem Restaurant gehört eine eigene Küche, in der die Studierenden aktiv mitwirken. Bei meinem kurzen Besuch in der Küche beobachte ich, wie Dozierende und Studierende aus allen Lehrgängen zusammen kulinarische Leckerbissen zubereiten.

Am Nachmittag sitze ich nun doch noch in einem modern eingerichteten Schulzimmer, wo die YTT Studierenden Deutsch lernen.

 

«Die Studierenden in diesem
Schulhotel gehen nicht einfach zur Schule,
sondern sie (er)leben die Schule»

Als Pädagogin hat mich an diesem Tag besonders beeindruckt, wie Wissenserwerb und Praxis verbunden werden. Im Schulhotel werden die Studierenden unterrichtet, aber sie wohnen auch hier und sind gleichzeitig ihre eigenen Gäste. Die ca. 300 Studierenden aus bis zu 20 verschiedenen Ländern gehen in diesem Schulhotel nicht einfach zur Schule, sondern sie (er)leben die Schule und den Arbeitsalltag in der Hotellerie. Ein erfolgreiches Konzept und auch für mich ein beeindruckendes Erlebnis!