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«Du bist der Boss!»

Im Programm „Dra’bliibe“ bereiten wir die Teilnehmenden auf eine Lehre vor oder wir unterstützen und begleiten sie in der Lehre beim Lernen. Wie im letzten Newsletter beschrieben, liegt der Fokus dabei auf der Verbesserung der Deutschkenntnisse und auf der Hilfe bei berufsspezifischen Themen.

 

Christine Keller ist die Lernbegleiterin von Mahelet (*der Name wurde geändert), die diesen Sommer das zweite Lehrjahr als Dentalassistentin EFZ beendet. Dann geht’s ins Abschlussjahr. Im Gespräch mit unserem Lektor und Pädagogikexperten Rudolf Isler erzählt Christine, weshalb die Lernbegleitung für sie eine bereichernde Erfahrung ist – und was sie als Lernunterstützerin selber lernt! 

Christine Keller, wer bist Du?

Oh … das geht ja gerade mit einer schon fast intimen Frage los! Da ich ein absolut ehrlicher Mensch bin, würde ich lieber gerade zur nächsten Frage übergehen … Wer weiterliest, wird mich ja dann schon ein bisschen besser kennenlernen!

 

Du arbeitest bei „Dra’bliibe“ mit. Wie ist das gekommen, und was macht das mit Dir?

Es ist etwas, das mir ungemein Freude macht. Es war ein sehr spontaner Entscheid, ich wusste nicht, was auf mich zukommt. Ich kannte die Person nicht, die ich begleiten würde. Dass ich mich spontan entschieden habe, ist nicht typisch für mich – aber ich bereue es gar nicht. Manchmal ist es zwar streng, aber es erfüllt mich einfach mit Freude und mit einer guten Stimmung.

 

Was sind die Highlights in deiner Tätigkeit als Lernbegleiterin?

Was faszinierend und für mich spannend ist: Ich habe realisiert, dass „meine“ Lernende und ich eine ähnliche Art haben, an eine Sache heranzugehen. Sie will wirklich lernen und alles genau wissen, und ich selbst habe auch diesen Drive. Das passt zusammen. Zudem haben wir Ähnlichkeiten im Charakter. Sie arbeitet an sich, und auch das hat sie gemeinsam mit mir. Wenn das nicht so wäre, wäre es vielleicht schwieriger. Ein Highlight und eine Befriedigung ist, dass sie enorm zugelegt hat, in allen Fächern. Sie macht etwas aus der Begleitung, das ist es, was mir dann so gefällt.

 

Gibt es Schwierigkeiten? Wie kannst Du sie bewältigen?

Mahelet hat einen Charme. Mit dem wickelt sie mich immer wieder ein, das ist zwar nicht unangenehm, aber da muss ich ein bisschen aufpassen … Normalerweise erkläre ich ihr die Unterlagen. Da entstehen eigentlich keine Schwierigkeiten, das läuft gut. Ein Grund ist, dass ich gelernt habe, mich genau dem hinzugeben, was gerade ansteht. Ich habe nicht das Gefühl, dass ich etwas Grossartiges erreichen muss, dass ich alle Lernprobleme lösen muss. Ich kann die Verantwortung abgeben, was für ihr Lernen wichtig ist. Ich sage ihr: „Du bist der Boss, Du bist die Chefin.“ Es gelingt recht gut, dass sie die Verantwortung bei sich hat.

 

Das grösste Probleme ist das Zeitproblem, sie arbeitet viel in ihrem Beruf, hat noch eine Familie, macht Überzeit. Wenn sie sehr gut wäre im Deutsch, oder in der Schweiz in die Schule gegangen wäre, könnte sie das alles leichter bewältigen. Da bei ihr aber stets als „Nichtmuttersprachlerin“ die Deutschschwierigkeiten hinzukommen, ist es nicht ganz einfach für sie. Was hilfreich wäre: ein breites Grundlagenwissen, wie man es z.B. bei uns in der Sekundar- oder Mittelschule erwirbt. Aber das kann man nicht erwarten. Da sie das trotzdem alles schafft, erklärt sich sicher dadurch, dass sie intelligent und ehrgeizig ist.

 

Schön wäre es, wenn wir ab und zu Zeit hätten, auch noch über den aktuellen Stoff hinaus etwas zu machen. Aber dazu kommt es ganz selten.

 

Was sind die grössten Herausforderungen für die Menschen, die Du begleitest?

Ich kann nur von der aktuellen Erfahrung ausgehen. Da sind es zwei Dinge: Erstens ist Mahelet neben dem Deutsch auch fachlich gefordert. Da ist es gut, dass ich das nötige fachliche Wissen habe. Zweitens würde sie gerne immer Noten über 5 haben; da muss ich ihr beibringen, dass sie auch mit einer 4-5 eine gute Leistung erbracht hat.

 

Wer profitiert alles von „Dra’bliibe“?

Auf jeden Fall alle! Die Lernenden, der Betrieb, in dem sie arbeiten, das Zahnarztwesen in der Schweiz, welches eine weitere Fachkraft erhält, überhaupt unsere Gesellschaft als Ganze. Und nicht zuletzt ich selbst. Ich lerne viel, ich kann mein Wissen weitergeben und ich bekomme positive Feedbacks und Wertschätzung.

Wir danken Ruedi und Christine herzlich für diesen Beitrag und das Engagement für COURAGE YOUR WAY.

Allen einen schönen Sommer.

Andrea, Evi und Manuela

Wir danken Ruedi und Christine herzlich für diesen Beitrag und das Engagement für COURAGE YOUR WAY.

Allen einen schönen Sommer.

Andrea, Evi und Manuela